Der echte Vollblut-Fan denkt, er ist gestorben und im Vollblut-Himmel angekommen wenn er das erste Mal "The Heath" in Newmarket betritt. Aus allen Ecken strömen die Lots der zahllosen, nahe gelegenen Trainingsquartiere auf die Anlage. Die Trainer beobachten zu Pferde ihre Schützlinge und dem Zuschauer wird ganz schwindelig und er grinst selig.

Ein langer, blauer Teppich führte uns auf die Gestüts-Anlage, die wirklich mehr als beeindruckend ist: gepflegter Rasen, kein Strohhälmchen in Sicht und klimatisierte, große Boxen. Hinter messingbeschlagenen Boxentüren stehen die Deckhengste, die jedes Züchterherz höher schlagen lassen: Manduro, Tiger Hill, Kheleyf, Exceed And Excel, Halling, New Approach, Shamardal, Cape Cross - um nur einige zu nennen. Da Raven's Pass leider nicht vor Ort sein konnte wurden "nur" 14 Spitzenhengste präsentiert - da konnte man schon ins Träumen kommen. 

Besonders New Approach sorgte mit einigen Extra-Einlagen für großes Oho und Aha. Aber auch für den kürzlich eingeschläferten Singspiel gab es ein paar Worte. Manduro und auch Shamardal präsentierten sich ebenso eindrucksvoll wie lässig-gelangweilt. Da Raven's Pass nicht vor Ort sein konnte, hatten wir die Gelegenheit 4 Fohlen seines ersten Jahrgangs zu besichtigen. Eine der Mutterstuten hätten wir (samt Fohlen natürlich) am liebsten mitgenommen.

Der Gang zur Deckhalle in Darley ist in der Architektur der alten Gestüte in Kentucky nachempfunden. Allein das Holz der Deckenverschalung möchte man als Parkettboden fürs Wohnzimmer haben. Nach der Hengstpräsentation gab es noch ein Buffet mit Hummer, Roastbeef, Sushi und allem Drum und Dran und wir stärkten uns in netter Gesellschaft, bei einem guten Schluck Wein für die nächste Etappe des Tages.

Nach der Hengspräsentation bei Darley kamen wir leider zu spät auf die Rennbahn um live zu sehen, wie der 2-jährige Libranno von First Season Sire Librettist die July Stakes (Gr. 2) gegen Top-Pferde wie Goldophins Neebras (v. Oasis Dream) und den Redoute's-Choice-Sohn Elzaam gewann. Für uns war das eine große Freude, zumal wir noch die 2-jährige Librettist-Tochter Arcione im Stall haben (a.d. Al Shuua) sowie eine Jährlingsstute aus unserer Earthly Paradise. Librettist ist mit dem Sieg von Libranno nun auf Platz Drei der First Season Sires hinter Holy Roman Emperor und Iffraaj, die beide wesentlich mehr Starter auf der Bahn haben. In der Starter/Sieger-Statistik der First Season Sires steht Librettist mit 50% ganz oben. 

Neben Top-Pferden bot die Rennbahn eine volksfest-artige Stimmung. Trotz der Hitze war es proppenvoll und besonders die Damen hatten sich bis zum Umfallen herausgeputzt. Als schnöde Hanseatin gewinnt man hier den Eindruck, die Royal Shakespeare Company hätte ihre Fundus-Türen weit geöffnet, so absurd war die Kostümierung der Damen teilweise. Aber besser so, als wenn Keiner kommt - oder in Jeans und T-Shirt, die im "Premier-Enclosure" übrigens verboten sind! Ein wenig Neid schwingt hier schon mit: So stimmungsvolle Renntage sind in Deutschand rar gesät.

Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, unsere Emy Coasting zu besuchen, die zur Zeit zum Decken in Newmarket weilt. Als Partner haben wir für sie in diesem Jahr Medicean ausgewählt. In zwei Wochen werden wir erfahren ob sie "in foal" ist. Auch ihr Fohlen von Hurricane Run hat sich prächtig entwickelt und offensichtlich geht es den Beiden gut bei der sympathischen Kim Bartlett.